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Veröffentlicht am 10­.01.2024

Fränkischen Tag, Bamberg, 5.1.2024

Neuer Bischof als Bedenkenträger

Leserbrief zum Artikel „Wir haben viel Vertrauen verspielt“ im FT vom 13.12.2023

Neuer Bischof als Bedenkenträger

Im Interview mit dem neuen Bamberger Erzbischof Herwig Gössl zeigt sich das ganze Dilemma der kirchlichen Leitung: Herr Gössl sieht sich mehr als Abteilungsleiter des Papstes oder gar der Kurie denn als Leiter der Ortskirche von Bamberg. Nur so ist zu erklären, dass er allenthalben auf Weisungen aus Rom wartet, anstatt mit anderen Bischöfen mutig voranzugehen. Wer sich nur gesetzestreu verhält, der übersieht, dass Gesetze immer nachrangig sind; sie regeln das, was ist. Wenn niemand mutige Schritte geht, wie sie die Zeichen der Zeit erfordern, dann erstarrt die Institution Kirche im Korsett des Rechts und der Dogmatik.

Die Gemeinde des Herrn muss sich immer wieder neu am Evangelium orientieren, der Frohen Botschaft, die uns auch heute ein Leben in Freiheit und gegenseitiger Verantwortung ermöglicht. Selbst das kirchliche Rechtsbuch formuliert: „Was alle als einzelne betrifft, muss von allen gebilligt werden“ (CIC can 119,3). Paulus zeichnet den Dienst des Gemeindeleiters: „Wir sind nicht Herren über euren Glauben, sondern wir sind Mitarbeiter eurer Freude; denn im Glauben steht ihr fest“ (2 Kor 1,24). Was hindert Herrn Gössl, so zu handeln, statt sich als Bedenkenträger vorzustellen?

Magnus Lux, Schonungen

Zuletzt geändert am 11­.01.2024